Leben ist das, was passiert während Du beschäftigt bist, Pläne zu schmieden.
- Chiara Polverini
- 2. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

Ab Mitte Dezember ist es wieder soweit: Blogs, Social Media, Coaches und Wissenschaftler bieten jede Menge (mehr oder weniger sinnvolle) Tools, Fragen und Produkte an, um das anstehende neue Jahr zu planen. Ganz stark im Mittelpunkt steht dabei die Definition von Zielen. Bis vor ein Paar Jahren habe ich es geliebt. Ich habe Listen von für mich plausiblen Zielen geführt, bis März/April habe ich mich einigermaßen noch daran orientiert, danach verschwanden sie alle, langsam aber sicher, aus dem Radar. Und als ich dann im Dezember das Jahres-Review (auch ganz groß in Sachen Angebote!) geführt habe, stellte ich oft fest, dass viele dieser Ziele nicht umgesetzt worden waren. Dafür aber andere. Mit denen ich 12 Monate vorher gar nicht gerechnet bzw. die gar nicht auf meinem Ziele-Plan gewesen waren.
Warum fällt es den Menschen so schwer, neue Veränderungen durchzuhalten?*
Unser Gehirn ist grundsätzlich so verdrahtet, dass es sich gegen Veränderungen sträubt. Gewohnheiten sind ein „Energiesparmodus“ für das Gehirn. 95 Prozent der Gehirnaktivität laufen unbewusst ab, und das findet das Gehirn sehr gut!
Unser Gehirn gibt schnellen Belohnungen Vorrang, das erklärt, warum viele Vorsätze scheitern.
Seitdem ich mich näher mit den Neurowissenschaften beschäftige, habe ich für mich ein neues Tool entdeckt, das mich durch das Jahr begleitet und mich immer wieder überrascht: das Vision Board. Warum ist es so? Was steck dahinter?
Vision Boards sind ein wirkungsvolles Instrument, um Ziele zu erreichen, indem sie abstrakte Träume in greifbare Bilder verwandeln. Sie funktionieren durch Visualisierung, einen psychologischen Prozess, bei dem die Vorstellung von Erfolg wichtige Gehirnregionen aktiviert. Der präfrontale Kortex, der für die Planung und Entscheidungsfindung zuständig ist, wird aktiviert, wenn Sie sich auf zukünftige Ziele konzentrieren. Gleichzeitig wird das limbische System, einschließlich der Amygdala, aktiviert, wodurch eine emotionale Verbindung zu diesen Zielen hergestellt und die Motivation gesteigert wird.
Die Neurowissenschaft zeigt, dass die Visualisierung von Erfolg die Belohnungszentren im Gehirn anregt, insbesondere den Nucleus accumbens, der Dopamin freisetzt, was positive Gefühle verstärkt und zielorientiertes Verhalten fördert. Wenn Sie sich regelmäßig mit einem Vision Board beschäftigen, stärken Sie diese neuronalen Bahnen, behalten Ihre Ziele im Blick und richten Ihr Handeln an Ihren Wünschen aus.
Also, zusammengefasst und vereinfacht: wir suchen intuitiv bestimmte Bilder aus, die uns ansprechen, wir platzieren unsere Kollage an einer Stelle, an der wir sie immer wieder sehen können (z.B. Bildschirmhintergrund, eine Stelle im Wohn- oder Schlafzimmer, in einem Schrank, aus dem wir immer wieder Sachen holen usw.). Das Gehirn speichert diese Bilder ab und beeinflusst unser Verhalten und unsere Entscheidungen, die das Bild “realisieren”. Es hört sich etwas magisch an… ich bin immer wieder überrascht zu sehen, wo und wann sich bestimmte aufgeklebte Bilder manifestiert haben.
Wer sich eher mit einer traditionellen Ziele-Liste wohl fühlt, hier ein Paar Tipps:
Weniger ist mehr! Schreibe maximal 5 Ziele auf und versuche sie auf Quick-Wins, schnell realisierbare Aktionen runterzubrechen. Stelle Dir dabei die Frage: woran erkenne ich ganz konkret, dass das Ziel erreicht ist? Was ist dann in meinem Leben anders?
Visualisiere Dein Leben, wenn das Ziel erreicht wurde. Was bist Du für ein Mensch? Wie fühlst Du Dich? Wie verhältst Du Dich? Es wird spannend sein zu beobachten, ob die Vision von Dir wirklich (nur) von diesem einen Ziel abhängt.
Sei nachhaltig und kohärent und vor allem geduldig. Meistens brauchen wir bis 12 Wochen, um neue Routinen zu etablieren.
Mit welchem Tool auch immer oder eventuell auch ganz freestyle: hab ein gutes Jahr, sei zuversichtlich und gelassen, fokussiere Dich auf das Gute im Leben und sei dankbar. Der Rest kommt meistens von selbst.
*Siehe, u.a. Friederike Fabritius, The brain friendly workplace, 2022
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