Resiliente Mitarbeitende: wer ist dafür verantwortlich?
- Chiara Polverini
- 31. Aug. 2024
- 2 Min. Lesezeit

“Das Unternehmen muss sich mehr um ihre Mitarbeitende kümmern”, “Es muss mehr gemacht werden, damit es den Mitarbeitenden gut geht”, “Uns geht es nicht gut, das Unternehmen muss mehr für uns tun”. Diese oder ähnliche Aussagen teilen Mitarbeitende immer öfter. Ihre Vorschläge: von Achtsamkeitskursen bis Resilienztrainings über psychologische Sicherheit bis hin zu Coachings und Counseling-Angeboten.
Wir haben als Firma einen wöchentlichen Achtsamkeitskurs angeboten. Meistens waren wir zu viert, manchmal fünf. Diejenigen, die es angefragt hatten, sind allerdings nie erschienen. Vermutlich hat die Uhrzeit nicht gepasst. Oder man hat sich darunter was anderes vorgestellt. Für einige Kunden haben wir Resilienztrainings entwickelt. Diese waren meistens freiwillig und in der Arbeitszeit angeboten. Positives Feedback haben wir immer von denjenigen Teilnehmenden erhalten, die bereits Berührungspunkte mit dem Thema hatten und die schon privat Achtsamkeit und Resilienz praktizieren. Coaching und Counseling werden ebenfalls oft in Firmen angeboten. Doch oft haben diese Maßnahmen das sehr unrealistische Ziel gehabt, ein schon sehr angeschlagenes Immunsystem zu kurieren.
Sind Unternehmen dafür verantwortlich, dass Menschen resilient sind oder resilienter werden?
Unternehmen tragen Verantwortung für Strukturen, Prozesse, Tools und für eine gesunde und stärkenorientierte Einplanung ihrer Ressourcen. Verantwortung eines Unternehmens ist es, eine ambitionierte Vision zu haben und nachvollziehbare, messbare Ziele aufzusetzen, die erreicht werden müssen. Ein Unternehmen muss klar und transparent kommunizieren, welche Strategie bevorzugt wird, um diese Ziele zu erreichen. Ein Unternehmen muss Mitarbeitende befähigen, diese Ziele zu verstehen und diese erreichen zu können. Wenn dieser strategische Rahmen gesetzt ist, aktivieren Menschen beim Arbeiten automatisch ihre Ressourcen*. Hier ein Paar Gründe dafür:
wir verstehen ganz genau, wohin die Reise führt, wir haben eine Vision, die uns als Nordstern führt (Aktivierung der Ressource Sinn & Zweck)
wir wissen genau, welche Ziele auf dem Weg dahin erreicht werden müssen (Aktivierung der Ressource Zukunft- und Lösungsorientierung)
wir können auf klare Strukturen und Prozesse zurückgreifen, die nicht nur gute, sondern auch faire Abläufe ermöglichen (Aktivierung der Ressource Sicherheit)
wir wissen, wie wir mit unserem Know-How einen Mehrwert für den Erfolg erreichen können (Aktivierung der Ressource Selbstwirksamkeit)
wir sind entsprechend unserer Fähigkeiten eingesetzt und können somit das Team bereichern (Aktivierung der Ressource soziales Netzwerk)
wir wissen, dass im Unternehmen transparent kommuniziert wird und das vermittelt uns ein Gefühl von Sicherheit und Zuversicht (Aktivierung der Ressource Vertrauen)
Simpel, aber sicherlich nicht einfach. Es erfordert Mut, visionäres und gleichzeitig strukturiertes Denken, um diese Eckpfeiler zu berücksichtigen. Oft machen externe Faktoren oder wirtschaftliche negative Konjunkturen den besten Absichten einen Strich durch die Rechnung.
Doch die Erfahrung zeigt, dass die Unternehmen, die ressourcenorientiert und strategisch denken, diejenigen sind, die motivierte, ambitionierte und engagierte Mitarbeitende haben. Und wenn Mitarbeitende motiviert, ambitioniert und engagiert sind, dann sind sie meistens auch resilient. Und dann können Achtsamkeitskurse, Resilienztrainings, Coaching-Sessions zu effizienten Boostern werden, die ein gesundes Immunsystem weiter stärken.
[* Die positive Psychologie und die Resilienzforschung identifizieren 7 bis 8 Faktoren, die, wenn aktiviert, die menschlichen Ressourcen zur Stärkung der Resilienz stärken. Diese sind: Optimismus, (Ur)Vertrauen, Lösungs- und Zukunftsorientierung, Selbstwirksamkeit, soziales Netzwerk, Akzeptanz, Gefühlsregulation].
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